Kommunikation ist ein wichtiges Merkmal unserer Zeit, die Basis gesellschaftlicher Ordnung, die Essenz unseres Daseins. Kommunikation und Existenz sind zwei voneinander untrennbare Begriffe. Es ist das Medium im gesellschaftlichen Nexus zwischenmenschlicher Beziehungen, in dem wir als Individuen existieren – als Subjekt und Objekt zugleich. Kommunikation beruht auf Wechselseitigkeit und ist nie eine Einbahnstraße. Auf der menschlichen Ebene erreicht sie ihre höchste Komplexität. Ist sie nur als Pragmatik zu betrachten? Es ist eine Frage der Proportion.

Wir können nicht nichtkommunizieren. Selbst wenn wir nicht sprechen, kommunizieren wir nonverbal: durch Gestik und Mimik, durch unsere Körperhaltung, durch unsere Art, wie wir andere ansehen, zuhören, oder auch nicht, und wie wir im Kontext präsent sind. Auch unser Körper ist in seiner Komplexität ein fein harmonisiertes Kommunikationssystem.

In jedem von uns ist ein individueller Satz von Mustern verankert, mit denen wir uns ein kohärentes Bild von unserer Umgebung machen und unsere Beziehung zur Wirklichkeit aufbauen. Das sind individuelle Eigenschaften. Sie bestimmen die zwischenmenschliche Interaktion, unsere Rollen, Werte, Erwartungen, unsere Motivation sowie die Fähigkeit, auch mit Widersprüchen fertig zu werden – eine Landkarte, mit der wir die Welt sehen und sie auch interpretieren.

Alles, was wir erfahren, erleben und lernen vollzieht sich in der Interaktion, im Zusammenhang mit zwischenmenschlichen Beziehungen, die auf die eine oder andere Art und Weise auf Vertrauen basieren. Beziehungen prägen unser Leben, die Art wie wir denken, wie wir handeln, wie wir uns verhalten, sich selbst und den anderen gegenüber. In diesem Zusammenhang tragen sie auch eine hohe gesundheitliche Relevanz in sich. Der Einfluss der Beziehungserfahrungen reicht in den gesamten Körper hinein.

So einfach und doch oft so schwierig ist es manchmal, wenn die Meinungsverschiedenheiten in eine Sackgasse geraten, wenn das Miteinander wehtut und uns hindert, unser Vorhaben zu vermitteln, zu überzeugen, unsere Handlung auszuführen und zum gewünschten Ziel zu kommen.

Ob im privaten oder geschäftlichen Umfeld: Überall, wo Menschen zusammenkommen und interagieren, ergeben sich Missverständnisse. Das ist nichts Außergewöhnliches. Oft genug geschieht dies aus Mangel an Geduld, aus Mangel an Bereitschaft zuzuhören oder zuhören zu können, aus Mangel an Aufmerksamkeit der beteiligten Personen. Diese Missverständnisse entwickeln eine Eigendynamik, werden gedreht oder drehen sich fast von selbst zu einer Spirale des Nichtverstehens und münden schließlich in Gewalttätigkeit, die still sein oder auch sehr laut werden kann. Eine Dynamik, die uns und den anderen verletzt, Probleme verursacht, Beziehungen belastet und die uns das Leben schwer macht. Das schmerzt. Eine Spirale der Missverständnisse führt zu Konflikten, die nicht selten in einem vehementen Streit münden und nach einer entsprechenden Lösung rufen.

Konflikte sind gekennzeichnet durch drei Elemente: gegenseitige Zielbehinderung, wechselseitige Abhängigkeit und Verletzung auf der Beziehungsebene. Konflikte verlaufen meist auch völlig unbewusst und sind dennoch kaum zu ertragen. Und umso schwerer zu lösen.

Eine individuelle Lösung ist hier sinnvoll, eine Lösung, die im größeren, umfassenden Zusammenhang beobachtet und betrachtet zu einer Wertschöpfung des Wissens verknüpft werden kann. Ein kritischer und gleichzeitig auch ein empathischer Umgang mit der Situation ist erforderlich.

Klarheit schaffen durch Fragen:

Was kann ich für eine Lösung tun?
Wie finde ich den Weg aus dieser Situation?
Wie löse ich das Problem, das mich belastet?
Wie komme ich zum Ziel meiner Bemühungen?
Wie achte ich dabei auch auf Interessen und Bedürfnisse anderer?
Schaffe ich das alleine oder benötige ich Unterstützung?
Welchen Weg soll ich einschlagen?

Konflikte und Gesundheit

Als Ärztin mit kardiologischem Schwerpunkt liegen mir die Gesundheit und die Vitalität der Menschen besonders am Herzen. Deren Erfolg auch. Als Konflikt- und Kommunikationsexpertin für zwischenmenschliche Beziehungen erkenne ich klar, welchen direkten Einfluss belastende, komplexe sowie komplizierte Beziehungen, Konflikte und Streitigkeiten auf unsere Verhaltensweise, unsere Lebensqualität, auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit haben.

Studienergebnisse aus der Verhaltensforschung zeigen, dass die Qualität der menschlichen Beziehungen, auf die wir kaum verzichten können, ein essenzieller biologischer Gesundheitsfaktor ist. Die Ergebnisse belegen, dass Arbeits- und Lebensbedingungen, die mit Beziehungen und mit der Regulation von Stressfaktoren zu tun haben, zu den wichtigsten Erkrankungsursachen gehören. Überall dort, wo zwischenmenschliche Beziehungen quantitativ und auch qualitativ abnehmen, wo sie belastend wirken, nehmen Gesundheitsstörungen rapide zu.

Konflikte und Streit bedeuten Stress und Belastung mit Auswirkungen auf den Organismus und die Psyche des Menschen. Die Qualität der Interaktionen und die soziale Unterstützung unserer Umgebung, also die Art, wie wir miteinander umgehen und in welchen Beziehungen wir leben, bleibt für das ganze Leben der entscheidender Schutzfaktor gegen übersteigerte und potenziell gesundheitsgefährdende Folgen von Stressreaktionen.